Aktien

Die erste Aktie…

…überhaupt repräsentierte einen Anteil von 12,5 % an der im Juni 1288 erstmals urkundlich erwähnten schwedischen Kupfermine „Stora Kopparbergs Bergslags Aktiebolag“ in Falun. Links sehen Sie die Aktie, die 1/8 Anteil an der Mine verbriefte.

In dem von der East India Company im September 1599 geschlossenen Vertrag verpflichteten sich ihre Gründer zur Aufbringung eines Kapitalfonds von 30133 £, der in 101 Aktien (englisch company shares) zerlegt war. Es folgte die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC), deren Aktien erstmals am 3. März 1603 zwischen Jan Allertsz und Maria van Egmont gehandelt wurden.

Das aus sechs Kammern (niederländisch kamers) bestehende Unternehmen war weltweit das erste, das Aktien an unternehmensfremde Aktionäre ausgab.

Die erste Aktienbörse entstand mit der Amsterdam Stock Exchange (niederländisch Amsterdam beurs) im Jahre 1612. Sie gilt als erste Aktienbörse, die im 17. Jahrhundert einen dauerhaften Aktienhandel ermöglichte.[10] Die Aktienbörsen fungierten von Beginn an nicht als Präsenzbörsen, denn Anbieter und Nachfrager ließen sich durch Börsenhändler vertreten, die standardisierten Handelsobjekte (Aktien) lagerten woanders, die Börsenkurse handelten nicht die Anbieter und Nachfrager untereinander aus, sondern überließen dies den Börsenmaklern.

Die erste deutsche Aktiengesellschaft entstand am 17. März 1682 mit der „Handels-Compagnie auf denen Küsten von Guinea“ nach dem Vorbild der VOC und sollte durch Überseehandel den Wohlstand Brandenburgs mehren. Sie rüstete die Schiffe „Morian“ und „Churprinz“ aus, die im Mai 1682 nach Afrika in See stachen. Die ersten deutschen Aktien gelangten 1785 an der Börse Berlin auf den Kurszettel. Sie handelte seit ihrer Gründung am 5. Juni 1739 zunächst ausschließlich mit Wechseln, bis die „Emdener Heringsfang-Company“ – die seit 1785 in Berlin ein „Comptoir“ (Niederlassung) unterhielt – an der Berliner Börse ihre Aktien handeln ließ.[11] Weitere deutsche Aktien erschienen nach 1810 auf dem Berliner Kurszettel, und zwar Aktien der „Zuckersiederey“ (gegründet 1749), „Seehandlungs-Societät“ (Oktober 1772), „Tabacks-Regie“ (November 1808) und „Assekuranz-Societät“.[12] Bis 1850 kamen auch Eisenbahnaktien hinzu.[13] Die Einführung von Aktien an der Wiener Börse begann 1818 mit der Aktie der Österreichischen Nationalbank.[14] Die Zahl der Aktien dort stieg von acht im Jahre 1848 auf 39 Ende 1867.

Das erste „Gesetz über die Aktiengesellschaften“ trat im November 1843 in Preußen in Kraft. Die Aktienbörsen in Deutschland erlebten im Rahmen der Gründerzeit mit dem industriellen Aufschwung eine rasante Marktentwicklung. Den Aktienhandel führten nun auch regionale Börsen wie die Börse München (gegründet im Dezember 1830) ein, im März 1844 berichtete die Kölnische Zeitung über den ersten Aktienkurs von 131 ½ der Köln-Bonner Eisenbahnen an der Kölner Börse, es folgten die Börse Stuttgart (Februar 1861), Frankfurter Wertpapierbörse (Aktienhandel seit 1871) oder die Börse Düsseldorf (Januar 1875). In der Gründerzeit zwischen 1871 und 1873 entstanden in Deutschland 928 Aktiengesellschaften mit einem Gesamtkapital von 2,78 Milliarden Mark, im selben Zeitraum gründeten sich auch 107 Aktienbanken mit einem Gesamtkapital von 740 Milliarden Mark.[15] Der Gründerkrach führte am 9. Mai 1873 zu einem ersten schwarzen Freitag und ließ den Kurswert der Aktien auf die Hälfte sinken; von den 107 Aktienbanken blieben Ende 1873 lediglich noch 34 übrig. Als Folge änderte die Regierung im Juli 1884 das Aktiengesetz und wollte durch diese Novelle die Kleinsparer von Aktien fernhalten.

Der börsliche Wertpapierhandel ruhte in Deutschland im Rahmen der deutschen Bankenkrise mit der Schließung der Börsen am 21. September 1931. Die Hamburger Börse nahm nach dem Zweiten Weltkrieg am 9. Juli 1945 einen „kontrollierten Freiverkehr“ wieder auf, am 11. März 1952 begann hier auch der amtliche Handel mit Aktien. In Ländern mit mehreren Aktienmärkten konzentrierte sich der Handel stark auf eine Börse, die dadurch zur Hauptbörse avancierte. Während auf die Pariser Börse 95 % der französischen Börsenumsätze entfallen, erreicht die New York Stock Exchange 80 % des Umsatzes aller US-Börsen. Auch in Deutschland verloren die regionalen Börsen an Bedeutung; die Frankfurter Wertpapierbörse entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum führenden Aktienmarkt Deutschlands, auf dem auch internationale Aktien gehandelt werden.[16] Etwa zwei Drittel aller deutschen Börsenumsätze entfallen auf Frankfurt, gefolgt von Düsseldorf. Von den 10.700 Unternehmen, deren Aktien im September 2014 an der Frankfurter Börse gehandelt wurden, nennen nur knapp 1.000 Frankfurt als ihren Heimatmarkt, die übrigen sind ausländische Aktien.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte die Entwicklung dazu, dass Anteilseigner die Aktien in der Regel aus Kosten- und Sicherheitsgründen nicht mehr als einzelne Urkunden besaßen, sondern von einer Bank in einem Depot verwalten ließen. Bei den Depotbanken liegen heute meist keine effektiven Stücke vor, sondern es werden nur die Anteile verwaltet. Die sogenannte Sammel- oder Globalurkunde, in der die Aktien verbrieft sind, wird meist bei einer Wertpapiersammelbank (in Deutschland der Clearstream Banking AG) verwahrt. Die nicht mehr verwendeten effektiven Aktienstücke wurden zunehmend Objekt im Rahmen der Scripophilie, dem Sammeln von historischen, wertlosen effektiven Wertpapieren (Nonvaleurs). Darunter gibt es schmuckvoll gestaltete alte Aktien und Schuldverschreibungen mit Zinsschein sowie Erneuerungsschein oder Talon.

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23. März 2023  Finanzinstrumente
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